Rückblick auf das Akakus-Gebirge

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Unsere kleine Rundtour im Akakus ist vorüber und nun habe ich ein wenig mehr Zeit, etwas ausführlicher zu berichten. Von Tekirba südlich des Erg Ubari hat uns eine ziemlich holprige Asphaltstraße zur Ortschaft Ubari und weiter über rund 260 km ganz nah an die algerische Grenze gebracht. Diese Straße ist ein spürbares Beispiel dafür, dass es immer noch etwas schlimmer kommen kann. Nachdem die Asphaltstraßen in Libyen auf dem bisherigen Weg recht gut waren, hatten uns schon die anfänglichen leichten Buckel in der Asphaltdecke gestört, aber wir sollten später merken, dass das der gute Teil der Straße war. Auf solchen Strecken wünscht man sich schon mal eine schöne Sandpiste zurück. Mit „frischem“ Öl für den anstehenden Ölwechsel im Gepäck und aufgefüllten Vorräten erreichten wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit Al Awaynat. Wir hatten einige Zeit in Ubari verbracht, da das Internet mal wieder nicht so wollte wie wir (solche Probleme hatte man früher nicht) und das, obwohl der erwähnte Dreiecksstempel in einer Rekordzeit von unter fünf Minuten für alle vier Pässe ergattert war. Das kann sonst schon mal eine Stunde dauern, denn eigentlich sind für jeden Stempel/Pass drei Formulare auszufüllen. Aber das macht der freundliche Polizist hier dann später anhand der vorbereiteten Informationsblätter von Hossen. Al Awaynat ist Ausgangspunkt für viele Reisende ins Akakus-Gebirge. Dabei ist viele natürlich relativ, denn der Tourismus ist in Libyen ja noch ziemlich gering. Das von Hossen ausgesuchte Camp war allerdings ein totaler Reinfall und hätte einer Besichtigung bei Tageslicht sicher nicht standgehalten. Dafür entschädigten uns aber die folgenden Übernachtungen im Akakus. Da in unserem Reiseführer noch steht, dass das Akakus nur mit besonderer Genehmigung und extra Führer zu besuchen sei, hatten wir ursprünglich von einem Besuch abgesehen. Doch schon in Zuara hatte Asem von der Reiseagentur uns das Akakus-Gebirge wärmstens ans Herz gelegt und schon dort hatten wir entschieden, vor diesem Hintergrund lieber dort einige Tage zu verbringen, als uns auf den mühseligen Weg zum Wau an Namus zu begeben. Angesichts der täglichen Kosten für den Führer sind wir bestrebt, den Aufenthalt in Libyen begrenzt zu halten, was aufgrund der Entfernungen in diesem Land schon schwer genug fällt. Es brauchte auch nicht viel, mich zu überzeugen. Schließlich träume ich schon davon, eines der Sahara-Gebirge zu besuchen, seit ich meine Motorradreise durch Afrika vor 15 Jahren ins Auge gefasst habe. Und dieses Ziel sticht einem jedes Mal wieder ins Auge, schlägt man eine der Michelin-Afrikakarten auf. Nach eigenen Angaben kennt Hossen sich auch im Akakus ganz gut aus und so brachen wir, nachdem wir abends noch die dennoch notwendige Genehmigung eingeholt hatten (man besucht den Zuständigen halt einfach zu Hause), mit großen Erwartungen auf. Hossen war bestens gelaunt, denn er hatte in Ubari dann doch einen Ersatzführer aufgetan und somit stand seinem ungetrübten Opferfest mit der Familie nichts mehr im Wege. Leider war seine eigene Einschätzung bzgl. seiner Akakus-Kenntnisse dann doch etwas zu hoch gegriffen. Dafür hatte die Tour dann noch etwas mehr Entdeckungscharakter, denn neben der magischen Landschaft sind an vielen Stellen Felsgravuren und -zeichnungen zu bewundern, die über 10.000 Jahre alt sein sollen. Etwas getrübt wird der Entdeckungscharakter nur durch die zahlreichen Fahrzeugspuren, die deutlich zeigen, dass schon jemand vor dir dort war. Allerdings zeigen diese Spuren auch schnell, wo etwas zu sehen sein könnte, wenn sie nah an die Felsen reichen. Schockiert müssen wir feststellen, dass mindestens einer dieser vorherigen Besucher aus irgendeinem Fanatismus einige der prähistorischen Bilder mit der Spraydose zerstört hat. Angeblich soll er aber gefasst worden sein, erzählen uns später Einheimische Targi. Die Gravuren zeugen von Stieren, Giraffen und Elefanten in diesem Gebiet. Deutlich später wurden offensichtlich Kamele gezeichnet. Allerdings kann man feststellen, dass die Kunstfertigkeit der älteren Bildhauer deutlich stärker ausgeprägt war. Leider stellen wir mangels detaillierter Karten erst am nächsten Tag fest, dass die so gedrehten Schleifen verhindern, mehr als nur einen Bruchteil vom Akakus zu Gesicht zu bekommen. Viele der spektakulären Anblicke werden uns diesmal verborgen bleiben. Aber man braucht ja einen Grund, wiederzukommen. Wir finden einen gemütlichen Nachtplatz in einem engen Wadi und genießen unser Feuer. Den Baumstamm hatten wir von Polizisten an einem der Kontrollposten abgestaubt. Erstmals auf dieser Reise schlafen meine drei Mädels gemeinsam selig am Lagerfeuer ein…

Am nächsten Morgen treffen wir nicht weit von unserem Nachtplatz ein „Küchenfahrzeug“. Targi, die für eine italienische Gruppe eine sehr appetitliche Tafel in dieser Kulisse aufbauen. Sie weisen uns auf eine Zeichnung in wenigen hundert Metern Entfernung hin. „Mehr gibt’s hier nicht.“ Wir finden diese eine auch und sind am Vortag tatsächlich mehrmals dran vorbeigefahren. Kurz darauf treffen wir auf eine weitere Gruppe teetrinkender Targi. Sie begleiten eine reine Frauengruppe auf Kamelen durch das Akakus. Die Gruppe kommt aus Deutschland und schnell findet Johanna Kontakt, da die Leiterin der Gruppe von Übelkeit niedergestreckt wurde. Währenddessen fressen die Targi einen Narren an unseren Kindern und kurz drauf haben wir für die nächsten drei Stunden einen hier heimischen Tuareg als Führer im Auto. Hossen ist es sichtlich peinlich, dass er in diesem Gewirr von Felsen und Dünen von ihm schon besuchte Plätze nicht mehr findet. Dafür leitet uns Esa nun durch die Felsen und im kleinen Umkreis finden sich beeindruckenste Gravuren und überwältigende Plätze. Unter anderem auch den Fundort einer Kindermumie, die nun in Germa im Museum ausgestellt wird. Zum Abschluss treffen wir noch auf Kamele der Reisegruppe und endlich erklimmen Julia, Ronja und schließlich auch Johanna die Höhen des Kamelrückens. Schließlich werden wir für den nächsten Tag noch zu einem kleinen Kamel-Festival eingeladen, das für die Gruppe veranstaltet werden soll. Wir ziehen uns schließlich in eine kleine Felsenfestung zurück und beschließen den Tag bewusst früh, um den Kindern auch die Chance zu geben, die Gegend spielerisch zu erkunden. Mir drängt sich der Eindruck eines Spielplatzes für Riesen auf, während ich nicht genug bekommen kann von diesen Kontrasten. Etwas wehmütig beschließen wir am nächsten Tag den Rückweg anzutreten, schließlich sind wir zum Führerwechseln verabredet.

Plattfuß in der Wüste

Plattfuß in der Wüste

Tags drauf treffen wir erstaunlich pünktlich am Lagerplatz der Kamelgruppe ein, aber das kleine Fest ist verschoben worden und so fahren wir langsam zurück in Richtung Al Awaynat. Die Landschaft begeistert auch noch beim zweiten und dritten Anblick und so stellen wir oft nur anhand des GPS-Geräts fest, dass das tatsächlich auch unsere Route auf dem Hinweg war. Kurz vor Al Awaynat werden wir durch einen lauten Knall aus unseren Gedanken gerissen. Die erste Reifenpanne unserer Reise. Leider hat es dabei die ganze Karkasse des linken Hinterrads zerrissen. Die alten Reifen haben für Reifen auch sicherlich ein greises Alter erreicht. Wieder so ein Punkt, den man bei ausreichender Vorbereitungszeit wohl anders gemacht hätte. Aber fünf Jahre Bauzeit reichen halt nicht…;-) Trotz dieser Verspätung quälen wir uns noch die 260 km Schüttelasphalt nach Ubari zurück und werden durch einen überaus freundlichen Camp-Manager begrüßt, nachdem sein Mitarbeiter uns zunächst nicht reinlassen wollte. Das Camp sei ja auch noch nicht fertig… Er bietet uns sofort an, auch eines der luxuriösen Zimmer kostenlos zu nutzen. Für ein Camp wirklich luxuriös. Sat-TV und eigenes Badezimmer in jedem Zimmer. Im Innenhof sind traditionelle Zelte aufgebaut. Wir freuen uns schon auf die Dusche…

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