Läuft er, oder läuft er nicht? (wieder viel Technik)

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... endlich ist der Motor drin...

... endlich ist der Motor drin...

Ich war zwar heute immer noch ziemlich übernächtigt, von der Tunis-Aktion, aber der Wecker – ja wir haben einen mit – hat heute ja einen spannenden Tag angekündigt. Dennoch kam ich schon fast zur spät zur Werkstatt. Als ich um 8:30 Uhr in der Werkstatt war – es kam mal wieder kein Taxi vorbei – war der Motor schon hineingehievt worden; zumindest halb. Ich war gar nicht begeistert, denn es gibt einige Kniffe, auf die man achten muss, beim Einbau und außerdem bedarf es ja doch großer Sorgfalt, um nichts durch das Gewicht des Motors zu beschädigen; insbesondere wegen der vielen Zusatzeinbauten im Motorraum. Prompt waren alle Dieselleitungen heftig deformiert und das montierte Gasgestänge sollte wohl auch nicht zum Gaspedal geführt werden… Aber alles konnte noch behoben werden. Mit vereinten Kräften wurde nun Stück für Stück montiert. Erst spät viel mir auf, dass der Chef heute gar nicht vor Ort war. Nachdem der Motor montiert und diverse Anschlüsse vorgenommen wurden, musste das Getriebe wieder an seinen Platz. Ich hatte schon beim Ausbau mehrfach darauf hingewiesen, dass man es am besten an Ort und Stelle etwas zurückgezogen in der ursprünglichen Höhe fixiert anstatt es umständlich mit Kran und Wagenheber und viel Kraft abmontiert, weil eben die Montage sehr schwer ist, wenn die knapp 100 Kilo millimetergenau angehoben und in die Kupplung geschoben werden müssen. Aber damit hatte ich die Ehre des Chefs getroffen, der mir natürlich zeigen musste, wie einfach sich das Getriebe mit seiner Methode demontieren lies. Die Schrauberlinge mussten aber erstmal Lehrgeld zahlen, denn der Chef war ja heute nicht da. Nachdem sie den großen Hebekran nicht in die Kabine platzieren konnten, wollten sie es ohne Kran einfach mit der Hand machen. Lächelnd habe ich sie angefeuert. Beinahe hätte ich mir für den Spaß einen Stuhl geholt. Aber sie gaben dann doch zu früh auf. Nachdem es dann sechs Schrauberlinge gleichzeitig versuchten, habe ich dann doch eingegriffen. Es soll ja nichts kaputt gehen. Erst als der Chef, der dafür extra von seiner Olivenplantage geholt wurde, eintraf, kam wieder Ordnung ins Chaos und in zwei Minuten war das Getriebe drin. Mein arabisch und auch mein französisch reichen einfach nicht aus, um den Schrauberlingen vernünftige Anweisungen zu geben. Wenn man dem einen gerade langsam mit Händen und Füßen erklärt, wie man etwas angehen soll, versuchen vier andere gleich wieder etwas neues und ersticken, damit jeden Ansatz wieder im Keim… Mir ist angesichts dessen fast ein Rätzel, wie wir das Getriebe zuhause zu zweit und ohne Kran doppelt so schnell platzieren konnten. Ruhe und Geduld sind doch die wichtigsten Werkzeuge. Durch den gemeinsamen Erfolg beim Getriebe hatten nun alle den Ehrgeiz, den Motor heute noch zu hören. Wird er anspringen? Und so wurden Anlasser, Lichtmaschine, Wasserkreislauf nebst Zusatzheizung, Lüftung, Dieselleitungen, Luftdruckleitungen, Luftfilter etc… in wuseliger Arbeitsteilung angeschlossen. Als dann auch endlich die heiß ersehnten Keilriemen kamen und passten, konnte auch der Kühler noch montiert werden und fast die ganze Belegschaft versammelte sich kurz vor Feierabend um Grisu, um gespannt auf die ersten Töne zu hoffen. Zuvor wurde natürlich noch gemeinsam das richtige Öl ausgewählt und alle nötigen Stellen befüllt und kontrolliert. Endlich war es soweit. Als ich den Zündschlüssel ins Schloss stecke, sind die Kopfschmerzen des Tages, die Müdigkeit und alle Anstrengung der vergangenen Tage und Nächte vergessen. Schön endlich wieder hinter dem Steuer zu sitzen. Fast jeder bittet laut um göttlichen Beistand. Alle fühlen richtig mit. Der Anlasser braucht kaum eine Umdrehung und der Motor läuft. Sofort auf allen Töpfen und rund wie nie. Man ist das ein Sound.

Ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt. Das Gasgestänge ist scheinbar falsch eingestellt. Zumindest ist das Standgas viel zu hoch, obwohl der Handgaszug noch gar nicht eingehängt ist. Aber auch dafür gibt es Einstellungsmöglichkeiten. Morgen muss nun „nur noch“ diese Einstellung vorgenommen werden, der Handgaszug eingesetzt werden und die Motorhaube wieder montiert werden. Nebenbei kann ich dann meine Luftdruckanlage wie in den letzten Wochen vorbereitet modifizieren. Zwar funktioniert die alte Reifenfüllflasche noch wie früher, aber sie ist doch sehr umständlich, will man auf Pisten mal schnell den Luftdruck aller Reifen wieder auf Trapp bringen. Dafür gibt es dann eine Schnellkupplung direkt am Druckkessel.

... aber trotzdem noch viel Arbeit...

... aber trotzdem noch viel Arbeit...

Wenn alles gut geht, und es gibt keinen Grund, davon heute nicht auszugehen, rollt Grisu morgen aus der Werkstatt. Man, wie ich mich darauf freue…

8 Comments

  1. Comment by Lisa Noller:

    Na -das war ja spannend wie ein Krimi zu lesen, auch für nicht so technisch versierte wie mich, hab beim lesen richtig mit gefiebert….:-))
    toi, toi, toi!!!

  2. Comment by Michael:

    Unglaublich! Herzlichen Glückwunsch zum laufenden Motor! So technisch war es doch garnicht. Ich habe nur den Exkurs mit der Luftdruckmaschine nicht ganz verstanden. Mir ist soweit klar, dass man im weichen Sand gelegentlich den Luftdruck in den Reifen deutlich absenken muss, aber wie kommt er zukünftig wieder rein, und wie bisher? Nicht mit einer Luftpumpe offenbar sondern mit einem Grisu eigenen Kompressor? Hat Grisu eine pneumatische Bremse, wie moderne große LKW und von da könnt ihr Druck abzwacken? Oder wie?

    Michael

  3. Comment by Matthias:

    Ich hoffe nicht, dass ihr das nochmal machen müsst, aber ich fands auch sehr spannend zu lesen!
    Man kann richtig mitfühlen mit deinen Berichten.
    Gute Reise jetzt!!!

  4. Comment by Ulrike:

    Wow!! Mir fehlen die Worte…. was für ein Abenteuer… Glückwunsch zum laufenden Motor!!!!

  5. Comment by Benedikt:

    Gratuliere! Das war wirklich spannend. Und eine fantastische Leistung aller Beteiligten. Jetzt kann es also bald weiter gehen. Ich wünsche Euch viel Erfolg, Glück und Gesundheit für die weitere Reise.

  6. Comment by Jörg:

    Freut mich sehr für Euch, dass alles wieder läuft! Und ist tatsächlich sauspannend zu lesen 😉
    Lieben Gruß nach Afrika!
    Jörg

  7. Comment by Marcel:

    Also ein paar Erläuterungen zu Michas Fragen: Steht ja schon drüber, dass Technik drin ist, dann solls auch drin sein! Grisu hat seit eine Luftdruckunterstützte Bremse allerdings nur mit einem Kreislauf für den LKW und eventuelle Anhänger. Moderne LKWs haben dafür zwei oder noch mehr Kreisläufe. In diesen Kreislauf ist eine Reifenfüllflasche integriert, die extra dafür da war einen Reifenfüllschlauch anzuschließen. Allerdings ist der Anschluss nicht zuletzt weil ich einige zusätzliche Teile (Tankumschaltventile, Heizung, Zusatzdieselfilter) davor verbaut habe etwas schwierig zugänglich was die Montage des Schlauches extrem erschwert und regelmäßig zu Fingerkrämpfen führt. Außerdem ist der Ventilanschluss auf der anderen Seite des Schlauches auch nicht mehr up to date, d.h. nur mit der Hand auf dem Ventil zu halten. Alles zusammen führt dazu, dass es zu einer vor allem lang anhaltenden Qual wird, den Luftdruck aufzufüllen. Und aus Angst davor lässt man ihn dann meistens zu spät ab. Aber ich wollte ja so orginal wie möglich bleiben…. Der Schlauch ist nun übrigens – da nicht mehr benötigt – mit dem Motor auf dem Weg zu Ralf.
    Der neue Anschluss ist nun da wo sonst die Luftdruckleitung für den Anhänger abgehen würde am Luftdruckkessel angeschlossen und ist eine handelsübliche Schnellkupplung auf die man ganz einfach mit einem Handgriff einen Luftdruckschlauch aufstecken kann. So einen haben wir nun mit einem vernünftigen Manometer im Gepäck.

  8. Comment by Robert:

    …ich dreh durch, tolle leistung !!! lieben gruß, robert

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