Goodbye Grisu…

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Goodbye Grisu

Goodbye Grisu

07.06.2010, Lilongwe

Es ist schon seltsam und mehr als traurig. In den letzten Wochen und Monaten haben wir viele Menschen erlebt und kennengelernt, die wirklich über sich hinaus gewachsen sind und Dinge geschafft haben, die sie selbst nicht unbedingt für möglich gehalten, wenn auch gehofft hatten. Sogar an uns selbst konnten wir das ein oder andere Mal feststellen, das man etwas schaffen kann, wenn man nur genug daran glaubt. Ich muss immer wieder an den Blick vom äthiopischen Hochplateau in die Ausläufer des Rift-Valleys denken, genau in dem Moment als unsere Bremsen vollends ihren Dienst versagten. Nachdem ich die Erkenntnis verkündet hatte, hörte ich unsere Passagiere schlucken – wir hatten gerade H-D und Cleverson an Bord – und so versuchte ich so selbstsicher wie möglich zu verkünden, dass es gar kein großes Problem sei. Es folgten 1200 km offroad ohne Bremsen und am Schluss sogar noch der Stadtverkehr von Nairobi. Oder wer hätte gedacht, dass man mal eben mit der Vespa von Spanien zur WM nach Südafrika fahren kann, oder mit dem Fahrrad. Menschen machen die unmöglichsten Sachen möglich, wenn sie nur wollen.

Wenn man das bedenkt, dass müssen bei DHL wohl zur Zeit nicht viele „Wollen“. DHL hat es tatsächlich geschafft, zwei Pakete von unterschiedlichen Absendern, abgesendet an unterschiedlichen Tagen, gleichzeitig zu verbummeln. Kurz gesagt unsere Ersatzteile sind weg. Wohlgemerkt die letzten ihrer Art. Ja, ausgestorben wie Tiere sind die Kolbenringe für unser Kolbenmaß und auch die Pleuellager für unsere Pleuel. Mit Hingabe hatten Menschen, Freunde in Deutschland alles in Bewegung gesetzt, um diese Teile zu finden und zu uns zu bekommen. Und dann schafft es eine Firma von Welt, diese Arbeit von so vielen zu nichte zu machen und verschlampt sozusagen die Zukunft unserer Reise.

Nach nun mehr fünf einhalb Wochen an einer Stelle haben wir uns schweren Herzens entschlossen, Grisu – vorerst – hier zurück zu lassen. Ja, es ist nur ein Auto – in hellen Momenten merke ich das zumindest auch -, aber er ist nicht nur mir ans  Herz gewachsen. Abgesehen davon fällt die Entscheidung nicht nur aus Sentiment schwer, sondern auch aus praktischen Gesichtspunkten. Wir sind in keiner Weise darauf ausgerichtet, unser Hab und Gut mit uns wortwörtlich herumzutragen. Weder haben wir die nötige Verpackung noch überhaupt die Ahnung, wie man das was wir so tagtäglich in Grisu zur Verfügung haben/hatten auf ein tatsächlich tragbares Mass zusammenschrumpft… Naja, es wird irgendwie klappen. Vor uns liegen ungefähr 42 Stunden Busfahrt und eine Übernachtung in Lusaka. Als Belohnung werden wir die Eltern/Großeltern und Freunde in Windhoek treffen. Aber eigentlich hätte das ja alles anders aussehen sollen…

Wie, wann  und wer wieder hierhin  zurückkehrt steht noch in den zahlreichen Sternen. Grisu soll schließlich nicht hier versauern. Irgendwie müssen wir ihn nach Windhoek kriegen. Vielleicht erbarmt sich DHL ja doch noch irgendwann innerhalb der verbleibenden Wochen unsere „dringenden“ Ersatzteile zu liefen. Vielleicht finden wir einen LKW, den wir uns zum abschleppen in Windhoek leihen können… Aber mit vielleicht kann man noch weniger rechnen als mit DHL…

In diesem Sinne: Bis bald Grisu, wir hatten uns eine anderes Ende der gemeinsamen Reise gewünscht!

… und bestimmt bekomm ich morgen, wenn wir im Bus nach Lusaka sitzen, den Anruf, dass die Pakete da sind…

12 Comments

  1. Comment by Max v.Ketteler:

    Sehr, sehr traurig! Trotzdem:Viel Glück!

  2. Comment by paula:

    ich bin fassungslos. ich hoffe, ihr könnt den kopf noch hochhalten und moma und opa muntern euch wieder auf!!!! feste umarmung und lasst bald von euch hören!!! paula

  3. Comment by Michael:

    Ich drücke euch und die Daumen. Kommt gut nach Windhook! micha

  4. Comment by Ulrike:

    Mir fehlen die Worte….. das ist so traurig…. alles, alles Gute auf dem Weg nach Windhoek

  5. Comment by Verena:

    Oh ihr lieben das tut mir leid =(
    Hoff ihr habt eine gute sichere Reise und kriegt das mit Grisu auch noch irgendwie hin…toitoitoi!
    liebe grüße aus dem schwarzwald
    v

  6. Comment by Annette:

    Ihr Lieben,

    ich schließe mich allen Bedauerungen an. Dennoch glaube ich das alles gut
    ausgeht!

    Wünsche Euch viel Glück bei allen Unternehmungen, die jetzt noch anstehen.

    Es wir alles gut!

    Lieben Gruß

    Annette

  7. Comment by Petra Czegenyi:

    Hallo Ihr Lieben,

    letzten Sonntag, nach dem Därrtreffen, haben wir Eurer alten Werkstatt einen Besuch abgestattet – wir haben dort Wolfgang getroffen und von Eurer Reise gesprochen. Auf dem Gelände steht noch das andere Führerhaus … ei, so traurig das mit Grisu … aber vielleicht wird´s ja doch noch … irgendwie.
    Sehr viele haben in Zellerreit nach Euch gefragt und wir waren, gerade in den 4 Tagen, in Gesprächen und Gedanken (natürlich voller Bewunderung) bei Euch.
    Ich weiß nicht, wie es Euch damit geht, aber: wir freuen uns, wenn wir Euch wieder sehen – in good old germany!

    Bussis von Petra & Christian

  8. Comment by Benedikt:

    Ach das gibt`s doch gar nicht. Was für ein Sauladen ist das denn bei DHL?

    Es ist wirklich sehr traurig, dass ihr die Reise (zunächst!) ohne Grisu fortsetzen müsst. Aber bestimmt wird es auch so spannend und eindrucksvoll bleiben. Ich drücke Euch weiterhin die Daumen und hoffe, dass ihr noch eine Lösung findet.

    Liebe Grüße

    Benedikt

  9. Comment by Friedemann WURM:

    Es fällt mir sooooo schwer, jetzt die richtigen Worte zu finden. Wie habt Ihr Euch darauf vorbereitet, zusammen mit Eueren Eltern / Großeltern und natürlich Grisu die letzten Stationen Euerer lange, eindrucksvollen Reise gemeinsam zu unternehmen. Ich hoffe sehr, dass es noch wunderbare Tage zusammen mit Eueren Eltern / Großeltern werden. Als kleine Info, bei jedem Telefonat mit Pfarrer Sanga aus Kitandililo „habe ich“ über den derzeitigen Stand Euerer Reise zu berichten. Heute Abend werde ich die neuesten Nachrichten übermitteln. Es ist ein großes Geschenk für die Menschen in Kitandililo gewesen, mit Euch zusammen sein zu dürfen. Vielen Dank dafür.

    Euer Friedemann Wurm
    aus Ismaning bei München

  10. Comment by Maria Ketteler:

    Maria bzw. Papi:
    Ich finde es sehr tapfer und konsequent, aber auch mutig, daß Ihr Euch entschlossen habt, Grisu allein auf seine neuen Innereien warten zu lassen. Es ist richtig, denn er hat mehr Zeit als Ihr. Um mit Omama zu sprechen: „Wer weiß, wozu es gut ist…“
    Wie gesagt, hier wartet ein Motor auf Euch/Grisu.
    Alles Liebe und hoffentlich auf bald in Tinnen, Papi

  11. Comment by Alison:

    I am sooo sorry for you.

    Good to know that you will be by some friends and family side in Windhoek.

    Alison

  12. Comment by Esther und Fredy:

    Gebt die Hoffnung nicht auf!Irgendwann werden sich die Teile finden. Wir haben oft an euch gedacht auf unserer Weiterreise. Wir sind seit gestern zurück in der Schweiz.
    Liebe Grüsse an euch 4 und geniesst das restliche Afrika trozdem
    Esther und Fredy

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