Jeder nur ein Kreuz, bitte nicht drängeln….

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nix wie Weg Elefantenkuh naht

nix wie Weg Elefantenkuh naht

05.-09.03.2010 Nairobi – Mombasa

Endlich haben wir Nairobi verlassen. Nicht, dass es so schrecklich war, im Gegenteil es war „gemütlich“ und angenehm auf dem Jungle Junction-Gelände. Aber nach so viel Arbeit – zumindest für einen – wurde es mal wieder Zeit, auf Tour zu gehen. Und vor allem Zeit, auszutesten, ob alles so gefruchtet hat.

Als nächstes größeres Etappenziel war Mombasa, an der Küste Kenias, gut 600km entfernt, auf unserer Karte markiert. Unterwegs wartete der  Tsavo-Nationalpark auf uns, wo wir hofften endlich ein paar mehr wildlebende afrikanische Tiere aus der Nähe sehen zu können. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Ganz im Gegenteil, es wurde uns sogar fast schon zu nah…

Viel vor uns habend, wollten wir zeitig los. Trotzdem kamen wir – wie sollte es anders sein – mal wieder erst nachmittags in die Hufe. Wir wollten noch ein vorerst letztes Mal im nahegelegenen Einkaufscenter und dem dort ansässigen Optiker vorbeischauen. Ich hatte mir gleich zu Anfang der Reparaturarie voller Enthusiasmus einen großen Schraubenschlüssel durchs Gesicht gezogen. Die Brille fand das nicht so toll, und so hatten wir den örtlichen Optiker mit der Beschaffung von Ersatzgläsern beauftragt. Vorsorglich gleich auch mit der Nachsendung nach Dar [es Salaam (Tansania)]. Da die versprochene Bestellzeit aufgrund der Reparaturen aber schon längst vergangen war, wollten wir unser Glück versuchen, die erneuerte Brille noch schnell abzuholen. – War natürlich nichts. Dafür brachte mich der Verkehr bzw. das Irrationale Verhalten vor der Zufahrt zum Einkaufscenter fast zum Wahnsinn. Ein klares Zeichen von Unterzuckerung und so wurde die Abfahrt noch ein weiteres Mal durch eine Mahlzeit verzögert. So gestärkt konnte ich die Ergebnisse der letzten Schraubertage auch viel besser prüfen.

Das erste Ergebnis, war schon mal hervorragend. Durch die Auspuffreparatur hatten wir plötzlich wieder die Möglichkeit uns in normaler Lautstärke zu unterhalten. Und was noch viel wichtiger war, die Bremse funktionierte wieder einwandfrei. Allerdings benötigte es fast eine halbe Stunde im stockenden Nachmittagsverkehr von Nairobi, bis ich mich daran gewöhnt hatte, eine Bremse zu haben. Das Bremsen mit Handbremse und Gangschaltung war schon vollkommen in Fleisch und Blut übergegangen. Der Motor blieb trocken, d.h. keinerlei Öllecks äußerlich zu erkennen. Soweit auch schon mal gut. In 500 km muss dann das Drehmoment nachgeprüft werden und die nächsten Tage werden zeigen, ob der Ölverbrauch tatsächlich reduziert wurde.

Kurz nachdem wir die Außenbereiche von Nairobi hinter uns gelassen hatten, reihte sich aber ein neues Problem in die Reparaturliste ein. Aus irgendeinem Grund, bewegte sich das Gasgestänge nicht mehr freiwillig zurück. Es stört zwar kaum bei langer gleichmäßiger Fahrt. Aber insbesondere beim Runterschalten vor den vielen massiven Bodenschwellen vor, in und nach jeder Ortschaft war es schon gewöhnungsbedürftig, wenn man das Gaspedal in beide Richtungen führen muss. Scheinbar warten die jeweiligen Symptome darauf, dass ich auch genügend Zeit habe sie entsprechend zu würdigen. Irgendwie kam mir gleich eine Filmszene in den Sinn… „Jeder nur ein Kreuz, bitte nicht drängeln….“ … so kann man auch lächeln, wenn es eigentlich zum Heulen ist.

Gegen späten Nachmittag erreichten wir unser anvisiertes Etappenziel: Hunters Lodge. Chris war schon vorgefahren, und hatte schon den Bierpreis ausgecheckt. Die ziemlich heruntergekommene Lodge hatte trotz allem einen ruhigen, schönen Garten zum Campen zu bieten. Wir genossen den Abend am See mit erstaunlich wenigen – sprich keinen – Moskitos und beobachten verschiedenste Reiher, Kingfisher und Webervögel. Zum Überfluss gab es im Dunkeln noch Glühwürmchen…. Morgens wurden wir von kleinen Affen begrüßt.

Die Dieselpumpe – als Übel des zähen Gaspedals erkannt – wurde innerlich und äußerlich geschmiert. Allerdings bestätigte sich bereits kurz drauf (nach 25 km), dass das Öl doch sehr schnell verdünnt wurde. Die Dieselpumpe hat unzweifelhaft ein Leck, dass den Diesel in die eigene Schmierung laufen ließ… Der Tag sollte uns aber nicht allzu weit führen. Wir wollten am Rande des Tsavo-Parks eine Lodge suchen, um ggf. von dort aus einen Abstecher in den Park zu machen. Auch wenn uns im Vorfeld nicht gerade dazu geraten wurde, da der Park aufgrund seiner Größe und seines Bewuchs nicht gerade bekannt für zu gute Tiersichtungen ist. Nachdem die erste Lodge-Empfehlung ein Reinfall war (keine Trucks erlaubt und auch kein Camping). Doppelzimmer 120 Euro…. Nichts für uns… fanden wir im GPS eine ansprechende Alternative. Wo sollte sich Grisu wohler fühlen als in der „Red Elephant Lodge“?

Ein kleiner Pool sorgte auch für entsprechende Begeisterung bei Julia und Ronja. Der Resttag war klar und es war schwer die Kinder aus dem Minipool zu bekommen. Die kurze Prüfung der Dieselpumpe zeigte, dass sich das eingefüllte Öl wundersamerweise wieder in Diesel verwandelt hatte… Hier musste erstmal Rat eingeholt werden… Prompt erreichten uns aus der Heimat auch hilfreiche Tipps. Vielen Dank dafür Willi… aber die Reparaturarbeiten mussten erstmal warten. Einerseits war hier nicht der richtige Platz dafür (jenseits von gut und böse), außerdem hatten wir den Kindern Tiere versprochen… Nur waren sie deshalb früh genug ins Bett zu bekommenund auch morgens wieder raus?… Für eine Safari steht man früh auf…

Um 5:30 Uhr weckte uns der Wecker, damit wir einigermaßen frühzeitig am nahe gelegenen Gate des Tsavo-Parks sein konnten. Nachdem die Dieselpumpe vorsorglich mittels Strohhalm vom überflüssigen Diesel im Schmiersumpf ausgesaugt und neu geölt wurde, standen wir kurz vor 7:00 Uhr mit Chris als zusätzlichem Passagier am Gate (Motorräder sind nicht erlaubt). Das Personal war sich nicht ganz einig, wie denn nun Grisu zu bepreisen wäre. Nachdem die Kinder beide schon 25 $ Eintritt zahlen mussten, waren wir positiv überrascht, dass die Uneinigkeit schließlich dazu führte, dass wir nur ein Viertel des Erwarteten Fahrzeugpreises zahlen mussten. Wobei der schon nur die Hälfte des Ausgewiesenen gewesen wäre. Irgendwie hatte sich bei der Sicherungskopie unseres Fahrzeugscheins ein Kopierfehler eingeschlichen ;-)… Verglichen mit den Preisen in Tansania noch ein zu verkraftender Preis 50$ pro Tag und Erwachsener, 25 $ für die Kinder und läppische 5 Euro für Grisu.

Kurz hinter dem Gate konnten wir leibhaftig erleben, warum die Elefanten hier „Red Elephant“ genannt werden. Die Nachbildung in unserer Lodge hatten wir noch eine verfehlte Farbgebung gehalten, aber die Elefanten sind durch den Schlamm des roten Lehmbodens hier fast immer rostrot gefärbt. Gleich der erste wenige hundert Meter nach dem Eingang, war irgendwie nicht gut auf uns zu sprechen. Der Elefant oder besser die Elefantenkuh hatte kurz vor uns die Straße mit ihrem „kleinen“ Nachkömmling überquert als einer der hiesigen Matatu (Minibus)-Fahrer uns überholte und dabei den Elefanten ungewöhnlich nahe kam. Die Kuh nahm das dummerweise uns übel. Vielleicht auch nur, weil wir noch in Reichweite waren. So hatten wir das zweifelhafte Vergnügen, vor einer ohrenflatternden, laut trötenden und den Rüssel wild in die Höhe werfenden Elefantenkuh zu flüchten.

Die Kinder hatten kaum Zeit, den Anblick des ersten freien Elefanten zu genießen. Zum Glück gab es im Laufe des Tages mehr als genug Gelegenheit dies nachzuholen. Das Safari-Team stellte sich als hervorragendes Team heraus. Während Johanna wohl das „Safari“-Glück mitgebracht hat (immer wenn ich mit Ihr einen Nationalpark o.ä. besucht habe, war es ein voller Erfolg, war ich alleine unterwegs, war es meist sehr ernüchternd), brachte Chris das nötige Wissen mit. Nicht nur, dass er als Südafrikaner, doch einiges mehr über die „heimischen“ Tiere weiß, nein, als Sohn eines Zoologie-Professors – zum Teil im Krügerpark aufgewachsen – weiß er verdammt viel und stellte sozusagen das wandelnde Nachschlagewerk für Johannas Vogelbeobachtungs- Leidenschaft (ich hoffe das ist eindeutig genug) dar….

im Tsavo Park

im Tsavo Park

Leopard kreuzt

Leopard kreuzt

rote Elefanten unter sich

rote Elefanten unter sich

Kurz drauf stehen wir – leider umringt von einigen weiteren Fahrzeugen – am Buschrand und können faulenzende Löwen beobachten. Giraffen, zahllose Antilopen und ein großer Büffel lassen sich auch nicht bitten. Trotz immer wieder heftiger Regenfälle sind wir mehr als begeistert. Als wir uns nach ausgiebiger Kaffeepause in einer noblen Lodge auf in entlegenere Gegenden des Parks machen, schnarchen die Kinder schnell. Nichts kann sie wecken. Leider auch nicht als sich unser Weg vollkommen unerwartet mit dem eines Leoparden kreuzt. Dafür sehen sie später Krokodile und Hippos. Kurz vor dem Gate passieren wir abends scheinbar wieder die gleiche Elefantenfamilie. Die haben wirklich ein gutes Gedächtnis und es dauert nicht lange, bis die Kuh wieder auf uns zu trampelt… auch dieses Mal ohne Erfolg…

Gestern sollte es dann bis nördlich von Mombasa gehen. Ein kleiner Platz im Garten von Hedi und Ulli war uns in Nairobi empfohlen worden. Vorher wollten wir vorsichtshalber den Tank ein wenig auffüllen. Vorsichtshalber, aber an der Tankstelleneinfahrt zeigte Grisu unmissverständlich, dass es a) Zeit ist die Tankanzeige endlich zu montieren und b) dass das Dieselpumpenproblem zudem einen deutlich höheren Verbrauch mit sich zieht… Der Tank war leer und Grisu rollte noch gerade vor die Säule. Wenige Kilometer zuvor und wir wären vielleicht der Elefantenkuh zum Opfer gefallen. Der Rest des Tages verlief zum Glück unproblematisch. Während der Fahrt genügte sich sogar das Gaspedal wieder normal zu funktionieren und so erreichten wir das „Edelweiß“ am Nachmittag. Eine kleine paradiesische Oase empfing uns. Große schattige Wiese mit eigenem klinisch sauberem Sanitärblock. Großer Pool … und Ullis kleine Werkstatt, zu allem Überfluss ein „alter“ Feuerwehrmann. Besser konnte es kaum sein.

alles Banane: Zufahrt zum Edelweiß Camp

alles Banane: Zufahrt zum Edelweiß Camp

Lediglich die Einfahrt zur Campingwiese lies mich zweifeln, dass der Wärter uns richtig verstanden hatte. Ein kleiner Pfad zwischen Bananenpalmen sollte uns auf die Wiese führen. Allerdings schien er für Grisu deutlich zu klein. Aber Bananenpalmen sind biegsam und so meisterten wir die Engstelle ohne Verluste auf beiden Seiten… Die niedliche Oase lässt uns sofort in den Urlaubmodus verfallen. Etwas was wir auf der Reise noch viel zu wenig geübt hatten. Julia und Ronja nahmen den feinen Pool in Beschlag und Papi gleich mit. Gut so…. So verlief dann auch der nächste Tag… aber morgen werde ich bestimmt die Dieselpumpe und den Zylinderkopf angehen… bestimmt! …

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